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Kugeln zu produzieren begonnen, die wie Diamanten glitzern. „Die ha-

ben wir vor vier Jahrzehnten das letzte Mal fabriziert“, berichtet Hömer-

lein, „und jetzt werden sie wieder nachgefragt.“

Storytelling am Weihnachtsbaum

Für Begeisterung sorgen außerdem Figuren, deren formale Anmutung

an die 60er Jahre erinnert oder auch an die 20er Jahre: „Die Geige, die

Trommel oder der Nussknacker sind zwar bekannt, wirken aber anders,

weil sie vor über 100 Jahren gestaltet worden sind“, erklärt die Designe-

rin. Besonders augenfällig ist das etwa bei dem „Geldscheißer“. „Die Fi-

gur hat man früher verschenkt, wenn man jemandem finanziellen Erfolg

wünschte“, erzählt Müller-Blech. Der Anhänger erzählt auch noch eine

kleine Geschichte. Storytelling am Weihnachtsbaum also. Und auch ein

Zeichen gegen unsere schnelllebige Zeit – denn wer solch einen Geld-

scheißer geschenkt bekommt, wird mit ihm immer eine bestimmte Zeit

verbinden. Mit einem Menschen. Wird sich erinnern.

Diese Hinwendung zur guten alten Zeit geht einher mit dem Wunsch

nach Wertigkeit und nach Schlichtheit. Klar: Dem Fest darf auch mal

augenzwinkernd begegnet werden – mit einem Nadelbaum ganz in

schwarz oder gleich einem Kunstbaum in Neonpink. Der Baum kann ge-

schmückt werden mit Plüsch, mit Federn, mit futuristischen Zackenku-

geln, mit Affen, mit Elefanten, mit Tigern. Es darf ausgefallen sein, mon-

dän: In der Unternehmens-Entree, im Hotelfoyer, im Restaurant oder im

Hipster-Laden. Hier darf all das Wilde und Fremde, all das Besondere für

Aufregung sorgen. Muss sogar. In der Weihnachtszeit möchte man ins-

piriert werden, möchte man sinnliche Erfahrungen machen, will Neues

entdecken. Aber Zuhause? Zuhause liebt es der Deutsche, liebt es der

Italiener und liebt es der Skandinavier traditionell.

Farben: Ein zartes Wechselspiel

Hoch im Kurs stehen in Deutschland deshalb weiterhin die klassischen

Farben: „Die Kombination Rot und Grün sowie Rot und Gold sind für

die Weihnachtszeit unerlässlich“, bestätigt Hömerlein. Gefragt ist aber

auch Rosé, Kupfer und Weiß, ganz viel Weiß. Kein Wunder, eigentlich

steht doch die Farbe für Reinheit, für Erneuerung und für Schnee. Und

während die Skandinavischen Länder damit reichlich gesegnet sind,

dürsten die Deutschen nach ein paar dieser sinnlichen Flocken. Die Kin-

der wollen doch Schneemänner bauen. Schlitten fahren. Die Eltern mit

Schneebällen bewerfen. „Bei uns laufen zwar die Farben Pink, Grün und

auch ungewöhnliche Blautöne gut“, erklärt Wim Dekker vom nieder-

ländischen Unternehmen Othmar Decorations. Besonders beliebt sei

aber aktuell weiß. Auch Dekker sieht einen Trend zu mehr Natürlichkeit

und Schlichtheit. Um dem Wunsch der Kunden nach mehr Natürlichkeit

nachzukommen, hat das Unternehmen deshalb eine Verpackungslinie

für Bastelläden entworfen. Ihr Name: „Back to Nature“. Und auch Christi-

an Schmidt von der Hamburger Gift Company sieht diesen Trend: „Frü-

her waren wir bekannt für unsere glitzernden und bunten Produkte,

inzwischen setzten wir stark auf ruhigere und traditionelle Designs, auf

Cremetöne, und das kommt hervorragend an.“

Nicht der Engel, der Stern weist den Weg

Die Lust auf Traditionelles kennt auch Vincenzo Introna. Das italienische

Unternehmen produziert Kerzen jeglicher Form von Krippen über Weih-

nachtsmänner bis hin zu Torten, Kuchen und Gebäck.: „Im vergangenen

Jahr haben wir eine Reihe neuer Farben für unsere Kerzen eingeführt

– Grau und Braun etwa – davon waren alle Besucher auf der Christmas-

world-Messe auch sehr angetan. Am Ende aber haben die Kunden dann

doch wieder die typischen Weihnachtsfarben eingekauft“, erzählt er.

Und auch Klaus Borth von Paper Fantasies ist dieses Phänomen bekannt:

„Wir denken uns jedes Jahr neue Formen aus und viele davon begeistern

auch unsere Kunden, doch am Ende wird dann doch der schlichte Stern

oder der klassische Wabenball geordert“, schmunzelt er. Kein Wunder:

Der Stern ist viel mehr als nur eine hübsche Form, er ist seit jeher ein

christliches Symbol und hält Geschichte wach, erinnert an die Weisen,

denen ein Stern den Weg zu Jesus wies. Doch auch, wenn am Weih-

nachtsbaum und bei der Tischdeko eher mit traditionellen Motiven, Far-

ben und Formen vorherrschen, darf‘s rund um das Fest auch ausgelas-

sener zugehen; denn neben dem Highlight Weihnachten gibt es ja auch

noch den Nikolaus und den Weihnachtskalender. Wollen Kinderaugen

zum Glänzen gebracht werden – mit Lustigem, Schönem und Individu-

ellem. Bald steht dann auch schon Silvester vor der Tür. Und schließlich

müssen die Monate bis Ostern elegant überbrückt werden.

Goldene Erinnerungen – gerne auch in Kupfer

Zeitlosigkeit ist daher ein Stichwort, die auch in diese Zeit passt. Immer

beliebter wird daher, was auch unabhängig von Festen und Jahreszei-

ten dekoriert werden kann. „Das hat was mit Sicherheitsdenken zu tun“,

meint Christian Schmidt. „Dekoartikel, die nicht spezifisch weihnachtlich

aussehen, kann man auch schon im Herbst verkaufen oder dekorieren.“

Ähnlich sieht das Mia Birkenfeld von Sirius, Dänemark: „Unsere Pur-Linie

wird längst nicht mehr nur an Weihnachten geordert, sondern das gan-

ze Jahr.“ Und auch die Liva-Serie – zarte Draht-Sterne und -Herzen mit

LED ausgestattet – würden jahreszeitenunabhängig gekauft. Nicht an-

ders ist das bei Kerzen: Schlichte, weiße Stumpfen machen sich auf dem

weihnachtlich gedeckten Tisch ebenso gut wie auf dem österlichen. Al-

lein auf die Kombination kommt es an. Diesen Trend sieht auch Vincenzo

Introna. Insbesondere die Kuchen verkauft er das ganze Jahr über, zwar

sei zur Weihnachtszeit in Italien der klassische Panetone-Kuchen beson-

ders gefragt, doch einen markanten Unterschied in Bezug auf die Jah-

reszeiten sieht er nicht. Alles geht beinah immer. Unterschiede macht

Introna allein auf Länderebene aus: „Die Italiener lieben es bunt, die nor-

dischen Länder mögen dagegen einfache Farben lieber.“

Zu Weihnachten allgegenwärtig werden die Farben Kupfer und Gold sein,

da sind sich die Hersteller einig. „1997 haben wir Kupfer erstmals als Farbe

eingeführt und das war eine Bauchlandung. Jetzt nimmt die Farbe kontinu-

ierlich Fahrt auf. Das ist ein wenig typisch Deutsch: Trends brauchen etwas

länger“, amüsiert sich Schmidt. Die neue und die alte Geschichte also. Doch:

Was heute noch fremd ist, kannmorgen hübsche Erinnerung werden.

Die nächste Christmasworld findet vom 27. bis 31. Januar 2017 in Frank-

furt amMain statt. Auf der internationalen Leitmesse für saisonale Deko-

ration und Festschmuck werden erstmals zusätzlich auch Frischblumen,

Zierpflanzen, Gestecke und Arrangements angeboten. Die neue Flora-

decora läuft vom 27. bis 30. Januar 2017.

Katrin Westermeyr |

presseportal.de

Foto: Gift-Company

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Dekoration | Wie wird Weihnachten 2016 geschmückt?